Google erhöht den Druck: Neue KI-Funktionen sorgen für Unruhe bei OpenAI und Co.
Während bei OpenAI intern die Alarmglocken läuten und der Wettbewerbsdruck spürbar zunimmt, geht Google in die Offensive. Der Tech-Gigant kündigte am Montag den Start einer Testphase für eine neue Funktion an, die eine tiefere Integration seiner KI-Modelle in die klassische Google-Suche vorsieht. Konkret geht es um die Verschmelzung der sogenannten „AI Overviews“ mit dem „AI Mode“. Bisher erhielten Nutzer oft eine von künstlicher Intelligenz generierte Zusammenfassung wichtiger Informationen direkt über den Suchergebnissen. Wer jedoch tiefer in ein Thema einsteigen wollte, stand bislang vor einer Hürde.
Nahtlose Integration in die mobile Suche
Das Kernproblem der bisherigen Nutzererfahrung lag in der notwendigen Vorausplanung. Wer eine schnelle Antwort erwartete, nutzte das klassische Suchfeld. Wer hingegen einen komplexen Dialog mit der KI führen wollte, musste proaktiv in den separaten Reiter für den „AI Mode“ wechseln, um dort – ähnlich wie bei ChatGPT – mit Googles Gemini zu interagieren.
Google möchte nun testen, ob diese strikte Trennung überhaupt noch sinnvoll ist. Informationssuche ist oft ein dynamischer Prozess: Was als einfache Abfrage beginnt, entwickelt sich häufig zu einem tiefergehenden Recherchebedürfnis. Mit der neuen Funktion sollen Nutzer direkt aus den Suchergebnissen heraus nahtlos in den konversationellen Modus wechseln können, ohne die Ansicht verlassen zu müssen. Robby Stein, VP of Product für Google Search, betonte auf der Plattform X, dass Nutzer nicht darüber nachdenken sollten, wo oder wie sie ihre Frage stellen. Die Vision sei es, einfach das zu fragen, was einem gerade durch den Kopf gehe, ungeachtet der Komplexität. Der Test rollt derzeit weltweit aus, ist vorerst jedoch auf mobile Endgeräte beschränkt.
Strategische Bündelung der Nutzerzahlen
Dieser Schachzug kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Google ohnehin starken Rückenwind verspürt. Dank Verbesserungen am Gemini-System, darunter die Veröffentlichung des Bildmodells „Nano Banana“, konnte Gemini bis November auf über 650 Millionen monatliche Nutzer anwachsen. Durch die Zusammenlegung des Dialogmodus mit den „AI Overviews“, die bereits von 2 Milliarden Menschen monatlich genutzt werden, könnte Google die Verbraucherakzeptanz von Gemini massiv beschleunigen und sich einen entscheidenden Vorteil sichern.
„Code Red“ bei der Konkurrenz
Diese aggressive Vorwärtsstrategie bleibt im Silicon Valley nicht unbeobachtet und löst bei den Rivalen Nervosität aus. Berichten des Wall Street Journal zufolge hat OpenAI intern einen „Code Red“ ausgerufen. CEO Sam Altman drängt auf massive Verbesserungen bei ChatGPT und verzögert andere Produktveröffentlichungen, um sich voll auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Die Sorge ist berechtigt, denn Googles jüngstes Modell erhält seit vergangenem Monat hervorragende Kritiken.
Doch nicht nur OpenAI gerät unter Zugzwang. Auch Apple scheint Probleme zu haben, seine eigene KI-Strategie, Apple Intelligence, zeitgerecht auf die Straße zu bringen. Nach dem abrupten Abgang eines Top-Strategen für künstliche Intelligenz am Montag verdichten sich die Hinweise, dass Apple für künftige Siri-Versionen auf Googles Gemini zurückgreifen könnte.
Verschiebung der Machtverhältnisse im Chip-Markt
Selbst Nvidia, der bisher unangefochtene König der KI-Hardware, spürt den Atem von Mountain View. Zwar betont das Unternehmen öffentlich, sich keine Sorgen um seine Dominanz zu machen, doch hinter den Kulissen bröckelt die Front. Berichten zufolge befindet sich Meta in Gesprächen, um Googles eigene Chips, die sogenannten TPUs, für seine Rechenzentren zu nutzen. Ein solcher Deal wäre ein deutliches Signal, dass Kunden zunehmend Alternativen zu Nvidias Hardware suchen. Fragt man Führungskräfte der KI-Branche vertraulich nach dem Konkurrenten, den sie am meisten fürchten, fällt inzwischen fast immer derselbe Name: Google.
