Suchmaschinenoptimierung vor 10 Jahren bedeutete in erster Linie Keywords, Backlinks und Ladzeiten. Heute rückt mehr und mehr das Nutzererlebnis in den Vordergrund. Google berücksichtigt, wie Nutzer mit deiner Seite interagieren. Besonders ungut wird es, wenn Websitebesucher sofort wieder zu Google zurückkehren: das sogenannte Pogo Sticking. Pogo Sticking gilt immer als enttäuschendes Signal. Die Nutzer haben die gesuchten Informationen oder Produkte nicht vorgefunden, deine Seite ist nicht relevant.
Wenn du Pogo Sticking wie der Teufel das Weihwasser vermeiden möchtest, musst du deine Besucher mit dem passenden Content sofort abholen. Im Bruchteil einer Sekunde treffen wir die Entscheidung, ob wir bleiben willen. Da ist also kein Platz für (fremde) Werbebanner, Querverweise oder allgemeines Blabla.
Above the Fold stammt ursprünglich aus der Mediengestaltung und bedeutet „über der Falz“. Bei Webseiten wird mit Above the Fold jener Bereich bezeichnet, der ohne scrollen, wischen oder klicken zu sehen ist.
Warst du schon einmal auf einem Blind Date? Jemanden Fremdes zu daten ist eine ganz besondere Art des Kennenlernens. Du weist vor dem Treffen kaum etwas von deinem Gegenüber und lässt dich überraschen.
Bei Besuchern, die über eine Suchergebnisseite kommen, ist es nicht viel anders. Die Mini-Info, die vorab angezeigt wird, bietet maximal eine Idee, dass man hier die Lösung für eine Suchanfrage findet. Nutzer, die deine Seite zum ersten Mal besuchen, fragen sich daher:
Zu 95% erfolgt die Beantwortung dieser Fragen aus dem Bauch heraus. Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Daniel Kahneman untersuchte, wie wir dabei Entscheidungen treffen.
Für dich bedeutet das, dass du schnell auf den Punkt kommen musst. Einfache und präzise Informationen helfen bei der intuitiven Bewertung einer Website. Referenzen unterstützen beim Vertrauensaufbau.
Daniel Kahneman: Das Vertrauen, das der Einzelne in seine Überzeugungen hat, hängt vor allem von der Qualität der Geschichte ab, die er über das, was er sieht, erzählen kann, auch wenn er nur wenig sieht.
Für einen ersten Eindruck braucht es nur eine Zehntelsekunde. Nimmt sich ein Nutzer mehr Zeit zur Einschätzung, ändert sich lediglich die Sicherheit, mit der ein Urteil gefällt wird, wie Forscher der Princton Universität zeigten.
Bevor du dich auf die Inhalte stürzt, möchte ich dir noch einige Hintergrundinfos mit auf den Weg geben. Du willst ja schließlich auch wissen, wieviel Platz du einkalkulieren kannst und wie Nutzer mit deiner Seite interagieren.
Der Bereich Above the Fold variiert je nach Gerät. Bei einem Desktop Computer wird im Schnitt eine Höhe von 600 Pixel angenommen. Für Tablets und Mobiltelefone gilt freilich ein anderer Bereich als Above the Fold.
Einen Einblick, mit welcher Bildschirmauflösung deine Seite am häufigsten betrachtet wird, liefert Google Analytics. Du findest den entsprechenden Bericht unter Zielgruppe > Technologie > Browser und Betriebssystem. Wähle dazu die Dimension „Bildschirmauflösung“ aus.
Wie eine Studie von Google zeigt, werden Elemente am Seitenanfang zu 68% wahrgenommen. Informationen, zu denen gescrollt werden muss, werden nur noch mit 40% und abnehmender Tendenz gesehen. Pauschal gesagt, ist der Bereich Above the Fold also prominenter als alles, was danach kommt.
Wenn du dir jetzt überlegst, was du wo auf deiner Seite packen sollst, empfiehlt sich ein tiefer Blick ins Scrollverhalten deiner Besucher. Josh Schwartz von Chartbeat hat hierzu 25 Millionen Sessions untersucht.
Viele Nutzer beginnen bereits beim Laden der Seite zu scrollen. Dementsprechend hat der Bereich am oberen Ende einer Website eine bis zu 20 Prozent geringere Sichtbarkeit als der restliche Inhalt. Auf einer Höhe von etwa 550 Pixeln werden Inhalte am besten wahrgenommen. Diese Höhe liegt knapp oberhalb des durchschnittlichen Folds. Mehr als 80% deiner Websitebesucher sehen diesen Inhalt.
Ab diesem Spitzenwert bei 550 Pixeln nimmt die Zahl der Besucher langsam ab. Etwa 50% der Leser sehen auf Inhaltsseiten noch den Bereich bei 1.500 Pixel. Auf Startseiten und Landingpages scrollen 50% der Besucher sogar nur bis zu 1.000 Pixel.
Wo du letztendlich deine Call-To-Action Elemente setzt hängt davon ab, was du erreichen willst: Reichweite oder die Zeit auf deiner Seite.
Die Ladezeit deiner Seite ist gleich auch zwei Gründen wichtig. Einerseits springen viele Besucher wieder ab, wenn nach 2 Sekunden noch nichts zu sehen ist. Anderseits bewerten Suchmaschinen die Ladezeit als Qualitätskriterium. Beide Faktoren – Absprungrate und Qualität – wirken sich direkt auf dein Ranking in den Suchergebnissen aus.
Ideal wäre natürlich, wenn ein Browser selbständig erkennt, welcher Bereich einer Seite gerade angezeigt wird und diesen schnellstmöglich ladet. Der Rest ist ja jetzt nicht wichtig.
Soweit die Theorie. In der Praxis muss ein Browser alle CSS und JavaScript Dateien laden, um überhaupt zu entscheiden, was angezeigt werden soll. Bis zu diesem Zeitpunkt ist also nichts zu sehen.
In einem ersten Schritt gilt es daher deine CSS und JavaScript Dateien zu optimieren. Überlege dir welche Scripte deine Seite wirklich benötigt, bereinige deine CSS Dateien und nutze Cashing Plugins (WordPress) bzw. Cashing Module (Drupal).
Der zweite große Punkt für die Optimierung deiner Ladezeit sind Schriften, Bilder und Videos. Achte beim Speichern gleich darauf, dass du eine möglichst kleine Dateigröße erhältst. Zusätzlich gibt es Lazy Loading Plugins bzw. Module, die Bilder erst laden, wenn sie in den Sichtbereich kommen.
Eine umfassende Ideensammlung zur Ladezeit Optimierung findest du von Roland Guelle im Ryte Magazine.
Wenn ein Besucher über eine Suchmaschine zu dir gelangt, hat er eine bestimmte Suchanfrage im Kopf. Die Frage ist jetzt, bietest du im Above the Fold Bereich dazu eine Lösung?
Es ist völlig unwichtig, ob dein Besucher auf einer Landingpage, im Blog oder auf einer Kategorienseite im Shop landet. Beantworte gleich zu Beginn die wichtigsten Nutzerfragen. Halte dich dabei kurz und präzise. Verzichte auf einen Linkverwies, der deine Nutzer nur von der Seite weglocken würde.
Eine hilfreiche Quelle für diese Fragen ist AnswerThePublic. Du gibst zu deiner Seite das passende Keyword ein und wählst die Sprache aus. AnswerThePublic analysiert im Anschluss sämtliche Google und Bing Suggest Daten und ergänzt diese mit Präpositionen (mit, auf, bis, zu, …) und Fragewörtern (wie, wo, warum, …). Das Ergebnis liefert dir die häufigsten Nutzerfragen, die du im Bereich Above The Fold thematisieren kannst.
In meinem Beispiel wollte ich wissen, was Nutzer rund ums Thema Hausbau suchen.
Du hast mehre Möglichkeiten auf die Nutzerfragen einzugehen:
In Zeiten von Social Media und Bewertungsportalen gibt es keine Ausrede mehr, dass wir nicht wüssten, wo bei unseren Besuchern der Nagel brennt. Sammle Kommentare und Bewertungen, die sich mit ähnlichen Leistungen auseinandersetzen. Gute Quellen sind zum Beispiel die Amazon Produktbewertungen, Facebook und LinkedIn Gruppen sowie Quora.
Im Grunde ersparst du dir mit diesem Ansatz eine kostenintensive Studie. Damit deine Ergebnisse repräsentativ sind, sollte deine Stichprobe groß genug ist, um verschiedene Meinungen zu erfassen. Besteht deine Zielgruppe beispielsweise aus 1.000 potentiellen Hausbauern in deiner Region, benötigst du mindestens 90 Kommentare und Bewertungen. Der Fehlerbereich liegt dann bei circa 10%.
Zielgruppengröße | Stichprobenumfang pro Fehlerbereich | ||
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Eine der wichtigsten Fragen, die deine Webseite-Besucher beim ersten Kontakt haben, ist: „Kann ich dieser Seite vertrauen?“ In den Bereich Above the Fold gehören daher gerade auf Landingpages und Startseiten sogenannte Trust Elemente:
Gehe bei der Wahl deiner Trust-Elemente zielorientiert vor. Der Volksmund sagt zwar „viel hilft viel“ – doch dies gilt bei Trust-Elementen keinesfalls. Im Schnitt kann ein Websitebesucher nur 7 Informationen „mitnehmen“.
Online lesen wir selten Satz für Satz. Vielmehr werden Inhalte überflogen – auch bekannt als Skim Reading. Nimm dir einfach einen Moment Zeit und überlege, wie du zu dieser Textstelle gelangt bist. Du hast eventuell das Inhaltsverzeichnis genutzt, hast die Überschriften gescannt oder bist auf bei der Hervorhebung hängen geblieben. Das ist völlig okay. Es zeugt nur davon, dass du ein erfahrener Webnutzer bist.
Folgende Elemente unterstützen deine Besucher bei der Suche nach Information:
Für den Bereich Above the Fold bedeutet das, dass alle Elemente, die bereits jetzt sichtbar sind, das Thema klar herausstreichen und Lust auf mehr machen. Dein Ziel ist es, den Nutzer zum Scrollen zu bewegen.
Zusätzliche grafische Elemente wie Pfeile oder der Hinweis „Weiter lesen…“ können dies unterstützen. Eine elegante Variante ist auch die Unterteilung des Inhalts in versetzten Spalten, wobei der Inhalt einer Spalte erst nach dem Scrollen komplett sichtbar wird.
Ich hoffe, dieser Einblick ins Thema Above the Fold konnte dir die eine oder andere Inspiration für deine Website geben!
Nur eine Zehntelsekunde braucht das Gehirn, um ein Urteil über etwas Unbekanntes zu fällen. Die Entscheidung erfolgt dabei aus dem Bauch heraus. Nur 5 Prozent der Überlegungen werden rational abgewogen.
Bei Webseiten ist für den ersten Eindruck der Bereich Above the Fold entscheidend. Nur wer den Besucher dazu bringt weiter zu scrollen, kann mit einer Interaktion rechnen. Dabei ist es unwichtig, ob es sich um eine Inhaltsseite, Landingpage oder Kategorie-Seite handelt. Wer Conversions will, muss aus Nutzersicht denken und die zentralen Fragen gleich zu Beginn auf den Punkt bringen.
Daniel Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler Verlag, München, 2012
Janine Willis, Alexander Todorov: First Impressions. Making Up Your Mind After a 100-Ms Exposure to a Face,
http://pss.sagepub.com/content/17/7/592.abstract
Think with Google: 5 Factors Of Display Viewability,
https://www.thinkwithgoogle.com/marketing-resources/data-measurement/5-factors-of-viewability/
Josh Schwartz: Scroll behavior across the web,
https://blog.chartbeat.com/2013/08/12/scroll-behavior-across-the-web/
Roland Guelle: PageSpeed Optimierung. Wie kann ich die Ladezeit meiner Webseite verbessern?
https://de.ryte.com/magazine/pagespeed-optimierung-wie-kann-ich-die-ladezeit-meiner-webseite-verbessern
Propellernet Ltd: AnswerThePublic,
https://answerthepublic.com/