Erinnerungen an einen Klassiker: Mein Audi 80 Automatik von 1992

Viele Autobesitzer entwickeln eine enge emotionale Bindung zu ihrem Fahrzeug – so auch Florian Scharf, der seine Erlebnisse mit einem besonderen Modell teilt: dem Audi 80 2.0 Automatik, Baujahr 1992.

Ein unerwarteter Neuanfang

Im Jahr 2002 musste sich Scharf schweren Herzens von seinem bisherigen Audi 80 B3 mit 1.9-Liter-Motor trennen. Ein wiederholter Defekt an den Bremssätteln durch Salz und Spritzwasser sowie bevorstehende Reparaturen machten die Entscheidung unausweichlich. Klar war: Der Nachfolger sollte ebenfalls ein Audi sein. Während seines Studiums in Ulm waren die finanziellen Mittel knapp. Umso erfreulicher war der Fund eines grauen Audi 80 mit nur 54.000 Kilometern auf dem Tacho – zu einem überraschend günstigen Preis.

Zugfahrt zum neuen Gefährt

Die Reise führte ihn in die Nähe von Braunschweig. Trotz des Automatikgetriebes – zunächst ein Kritikpunkt – überzeugte der Wagen auf den ersten Blick. Der einzige echte Makel: Der Vorbesitzer war starker Raucher gewesen. Obwohl das Interieur gepflegt wirkte, dominierte der Geruch abgestandenen Rauchs.

Innenraumreinigung als erste Maßnahme

Ein intensives Reinigungsprogramm – inklusive chemischer Helfer – schaffte schließlich Abhilfe. Glücklicherweise waren weder Brandlöcher noch vergilbte Oberflächen vorhanden, sodass der Innenraum nach der Behandlung nahezu wie neu wirkte.

Schlichte Ausstattung mit technischer Raffinesse

Der anthrazitfarbene Audi war nicht üppig ausgestattet: Velourssitze, ein Drehzahlmesser und Nebelscheinwerfer gehörten zur Serienausstattung. Eine Klimaanlage fehlte ebenso wie moderne Airbags. Stattdessen verfügte das Fahrzeug über das procon-ten-System – ein damals innovativer Sicherheitsmechanismus, der bei einem Aufprall das Lenkrad vom Fahrer wegzog.

Praktisch hingegen war die klappbare Rückbank, die für mehr Stauraum sorgte. Optisch erinnerte vieles an den Vorgänger, lediglich einige Details im Armaturenbrett unterschieden sich. Der Vorbesitzer hatte mit verchromten Ringen um die Instrumente einen Hauch Individualität eingebracht.

Leistung und Verbrauch – eine durchwachsene Bilanz

Während die Fahrstabilität, Laufruhe und Verarbeitung des Audi 80 beeindruckten, blieb das Automatikgetriebe ein Schwachpunkt. Die 115 PS des Zweiliter-Motors reichten für das Fahrzeuggewicht kaum aus. Die „Sport“-Taste versprach Dynamik, führte jedoch nur zu verzögerten Schaltvorgängen und höherem Benzinverbrauch.

Der Verbrauch blieb konstant hoch: Unter zehn Liter pro 100 Kilometer war kaum zu erreichen – ganz im Gegensatz zum effizienteren Vorgängermodell. Bei sportlicher Fahrweise lag der Verbrauch sogar bei bis zu 13 Litern.

Zuverlässigkeit trotz kleiner Pannen

Abgesehen vom Verbrauch erwies sich der Audi als verlässlicher Begleiter. Es traten lediglich die üblichen Wartungsarbeiten an, größere Probleme blieben aus. Einziger nennenswerter Zwischenfall: Ein undichter Simmerring am Getriebe sorgte während einer Fahrt auf der A7 für eine Rauchwolke, die dem Abschleppdienst jedoch half, das Fahrzeug schnell zu orten.

Ein würdiger Abschied

Bis 2005 blieb der Audi 80 Teil von Scharfs Alltag. Dann wurde der Wagen verkauft – nicht ganz einfach, denn das Automatikgetriebe hatte mittlerweile einen zweifelhaften Ruf. Heute fährt er weiterhin Audi, allerdings in Form eines TDI-Kombis, um den gestiegenen Spritpreisen gerecht zu werden.