OPEC+ diskutiert über erneute Produktionsausweitung ab August
Gespräche über zusätzlichen Ausstoß von 411.000 Barrel täglich
Die Mitgliedsstaaten der OPEC+ beraten laut Angaben mehrerer Delegierter derzeit über eine erneute Erhöhung der täglichen Ölproduktion um 411.000 Barrel im August. Die Diskussionen finden im Vorfeld der anstehenden Videokonferenz der Gruppe statt, die möglicherweise auf Samstag vorgezogen wird – aus organisatorischen Gründen, wie einige Beteiligte mitteilten.
Bereits für die Monate Mai, Juni und Juli hatte das Bündnis, angeführt von Saudi-Arabien, vergleichbare Erhöhungen beschlossen. Ziel ist es, die während der Pandemie gedrosselte Förderung schrittweise wieder hochzufahren und Marktanteile zurückzugewinnen. Gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr, dass das zusätzliche Angebot das globale Überangebot an Öl verstärken und damit die Preise weiter unter Druck setzen könnte.
Ölpreise unter Druck – Nachfrageentwicklung bereitet Sorgen
Der Preis für ein Barrel Brent-Rohöl liegt derzeit bei rund 69 US-Dollar, was kurzfristig für Entlastung bei Verbrauchern sorgt. Auch die West-Texas-Sorte (WTI) setzte ihren Abwärtstrend fort und fiel am Freitagvormittag während des asiatischen Handels auf rund 66,10 US-Dollar pro Barrel – der zweite Verlusttag in Folge.
Ein wesentlicher Belastungsfaktor ist die Sorge um eine sinkende Nachfrage. Diese wird unter anderem durch die robuste Lage am US-Arbeitsmarkt verstärkt: Die zuletzt veröffentlichten Zahlen zu den US-Non-Farm Payrolls (NFP) zeigen ein deutliches Plus von 147.000 neuen Stellen im Juni – deutlich mehr als die erwarteten 110.000. Die Arbeitslosenquote sank parallel von 4,2 % auf 4,1 %, während die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ebenfalls zurückgingen.
Ein stabiler Arbeitsmarkt nährt Spekulationen, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen vorerst nicht senken wird. Höhere Kreditkosten bremsen jedoch das Wirtschaftswachstum – und somit auch die Nachfrage nach Öl in den USA, dem größten Verbrauchsland der Welt.
Trump kündigt neue Handelsmaßnahmen an
Zudem sorgt politische Unsicherheit für zusätzliche Nervosität an den Märkten. Der frühere US-Präsident Donald Trump kündigte am Donnerstagabend an, ab Freitag neue Zolldrohungen umzusetzen. Demnach sollen in Etappen Briefe an jeweils zehn Länder verschickt werden, in denen neue Einfuhrzölle zwischen 20 und 30 Prozent angekündigt werden – so berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
OPEC+ plant Gesamtförderplus von 1,78 Millionen Barrel täglich in 2025
Sollte das geplante Produktionsplus für August umgesetzt werden, würde sich die Gesamterhöhung der OPEC+-Staaten im Jahr 2025 auf rund 1,78 Millionen Barrel pro Tag belaufen. Das entspricht über 1,5 % der weltweiten Nachfrage – ein bedeutender Anteil, der Auswirkungen auf die globale Angebotslage haben dürfte.
US-Sanktionen gegen iranisches Ölnetzwerk
Am Donnerstag ergriffen die USA zudem neue außenpolitische Maßnahmen im Energiesektor. Das US-Finanz- und Außenministerium verhängte Sanktionen gegen ein Schmuggelnetzwerk, das iranisches Öl als irakische Ware tarnen soll. Betroffen ist auch ein Finanzinstitut, das der Hisbollah nahestehen soll – ebenfalls laut Angaben von Reuters.
Die Kombination aus geopolitischer Unsicherheit, Angebotsausweitung und wirtschaftlichen Entwicklungen macht die Ölpreisprognose für die kommenden Monate komplex – und erhöht den Druck auf die Entscheidungen der OPEC+ in ihrer bevorstehenden Sitzung.